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Deutsch mal anders

Wenn die Schultüte größer ist als das Schulkind

Αυγ 20139

Große Aufregung, ein bisschen Ernst und die Schultüte sind die Begleiter am ersten Schultag. Und wer sie packt, erinnert sich anscheinend noch gut daran, was er selbst am liebsten ausgepackt hat.

 (05.08.2013)

von Ulrike Thiele

Ohne Schultüte wäre die Einschulung nur halb so schön. “Hallo, ich bin jetzt ein Schulkind!”, zeigt die Tüte, die oft riesig ist. Und zur Belohnung darf das kegelförmige Gefäß nach den Feierlichkeiten geplündert werden. Was aber rein darf, ist umstritten.

 

Was in der Schultüte versteckt ist, ist von Kind zu Kind sehr unterschiedlich. Je nachdem, worauf die Eltern Wert legen, ist in ihr entweder ein halbes Monatsgehalt, pädagogisch Wertvolles oder ökologisch Unbedenkliches versenkt. Viele Mamas und Papas sind unsicher, was sie ihrem Nachwuchs in die Schultüte packen sollen. In Internetforen tauschen sie sich darüber aus, wie viel es sein darf und diskutieren wild, ob ein mp3-Player wirklich angebracht ist oder nicht.

 

Müsliriegel statt Schokolade

Öffentliche Empfehlungen für den Schultüteninhalt gibt es nur wenige, welches Kultusministerium will sich da schon einmischen? Immerhin das hessische. Auf seiner Webseite empfiehlt es, Wert auf die Gesundheit der Kinder zu legen. Weniger Süßigkeiten, mehr Gesundes, rät das Kultusministerium, also Obst und Müsliriegel statt Schokolade und Bonbons. Die typische “Zuckertüte”, wie das Gefäß auch genannt wird, solle es also nicht werden.

Da so eine Schultüte aber nicht nur mit Essen, sondern auch mit anderen Überraschungen befüllt wird, gibt es auch hier Empfehlungen. Kleine Spielzeuge wie ein Springseil, ein Ball, Straßenmalkreide oder ein Kartenspiel sind genauso erlaubt wie Kuscheltiere, Bücher, T-Shirts oder CDs. Hessen setzt auf bescheidene Geschenke zur Einschulung.

ALS SCHULTÜTEN NOCH BEIM LEHRER WUCHSEN

Der Brauch, Kindern den Schulbeginn zu versüßen, geht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Hinweise gibt es unter anderem im Bildband “Zuckertütenbuch für alle Kinder, die zum ersten Mal in die Schule gehen” aus dem Jahr 1850. Dort erzählte man den Kindern früher, dass in dem Haus des Lehrers ein Schultütenbaum wüchse, und wenn die Schultüten groß genug wären, dann wäre es auch höchste Zeit für den Schulanfang.

Verbreitet war der Brauch zunächst vor allem in Thüringen und Anhalt, im Vogtland und im Erzgebirge. Zwischen Rhein und Weser wurden Schultüten erst später üblich. Während die Tüte von Kindern wohlhabender Eltern oft randvoll mit Naschwerk war, schaute bei Arbeiterkindern bisweilen nur ein Paar Stiefel heraus. Damals wie heute stammten die Gaben von Eltern und Paten. (Quelle: dpa)

 

Weniger Schüler, mehr Schultüten

Das ist vermutlich auch gut so, denn Insider berichten: die wenigstens Kinder werden heute nur noch mit einer Schultüte abgespeist. Die Firma Nestler Feinkartonagen im Erzgebirge kann sich jedenfalls über mangelnden Absatz von Schultüten nicht beschweren und das, obwohl die Schülerzahlen jährlich sinken. “Manche Kinder bekommen bis zu zehn Schultüten von Eltern, Großeltern, anderen Verwandten und Freunden geschenkt”, erzählt Geschäftsführerin Ursula Nestler.

Im Osten werden die Kinder meist üppiger beschenkt als im Westen, so ihre Erfahrung. “Dort kauft man lieber die großen eckigen Schultüten, während es im Westen eher die kleineren runden sind“, so die Fachfrau.

 

Wenn das Geld nicht für die Schultüte reicht

Auch Hartz-IV-Familien wollen ihren Kindern eine schöne Einschulung und eine gut gefüllte Schultüte bieten, weiß Frank Steger vom Berliner Arbeitslosenzentrum aus Erfahrung. Extra Geld bekommen sie dafür allerdings nicht. “Die Kosten für die Einschulung müssen die Eltern aus der Regelleistung und aus dem Schulgeld finanzieren”, sagt Steger. Das sind 100 Euro pro Schuljahr, die in zwei Teilen ausgezahlt werden: 70 Euro am 1. August und 30 Euro am 1. Februar.

Viel Spielraum für die Schultütenfüllung bleibt da nicht, schließlich müssen auch Lernutensilien von dem Geld angeschafft werden. Oft springen hier deshalb auch Omas und Opas oder andere Verwandte ein, um den Kindern die Einschulung zu versüßen.

Der deutsche Brauch, Schultüten zu verschenken, macht auch vor Einwandererfamilien natürlich nicht halt. “Inzwischen wissen alle Familien, dass das hier so üblich ist”, sagt Dorothea Illi vom Türkischen Elternverband Berlin. Ob es beim Inhalt kulturelle Unterschiede gibt, weiß sie nicht genau, aber die Empfehlungen, die die Bildungsbeauftragte gibt, gilt für Eltern jeglicher Herkunft: Nicht zu viele Süßes, ein paar kleinere Spielzeuge, Bücher und Stifte – und nur so viel, wie das Kind auch tragen kann.

09.08.2013 

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