Die Verständlichkeit im mündlichen Ausdruck

Inhaltsverzeichnis

 

  1. Einleitung
  2. Kommunikationsprinzipien
  3. Prinzip der Verständlichkeit

3.1.     Lautstärke

3.2.     Artikulation

3.3.     Betonung

3.4.     Lexik

3.5.     Syntax

3.6.     Inhalt

3.7.     Kontext und Situation

  1. Zusammenfassung
  2. Literaturverzeichnis

Anhang

 

  1. Einleitung

Der Mensch als Lebewesen wird dadurch charakterisiert, dass er kein Einzelgänger ist, sondern von den Anfängen seiner Existenz in Gruppen lebte. Die einzelnen Gruppen waren gezwungen, ver-schiedene Kommunikationscodes zu entwickeln, die anfangs verschiedene Laute waren und sich später im Rahmen der Evolution des Menschen zu Wörtern entwickelten, die die einzelnen Mit-glieder der jeweiligen Gruppen beherrschen mussten, um einerseits miteinander zu „kommunizie-ren“, andererseits sich von den anderen Gruppen zu unterscheiden. Die Evolution vom homo erectus zum homo sapiens sapiens brachte die Entwicklung vom «ugghh»-Laut zu Wörtern, die abstrakte Ideen und tiefe, innere Gefühle ausdrücken können. Dass sich die Entwicklung der Sprache nicht so einfach abgespielt hat, wie hier vereinfacht dargestellt wird, ist offensichtlich. Doch in der ganzen Entwicklung des Menschen hatte und hat das Sprechen ganz konkrete Regeln und Normen, an die man sich halten muss, wenn man spricht, und dabei verstanden werden will. Diese Kommunika-tionsprinzipien werden, anhand der Bildbeschreibung und der Stellungnahme einer Schülerin, in dieser Arbeit im Rahmen der sprachlichen Fertigkeiten in der mündlichen Kommunikation aufge-führt und besonders das Prinzip der Verständlichkeit und seiner Komponenten analysiert.

  1. Kommunikationsprinzipien

Im Deutschen gibt es das Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“. Doch die Waisen des Volkes hatten sicherlich nicht den Unterricht im Kopf, als sie dieses Sprichwort artikulierten. Im Unterricht muss gesprochen werden, denn „das Sprechen ist ein wesentliches Mittel zur Aneignung der fremden Sprache“ (Henrici/Riemer 1996:53).  Dabei  ist es wichtig zu betonen, dass man beim mündlichen Ausdruck befähigt sein muss, sich sowohl auf die Kommunikationssituation, als auch auf den Kommunikationspartner einzustellen. Der Fremdsprachenunterricht hat unter anderem die Aufgabe, diese Fähigkeit zu lehren, denn „oberstes Lehr- und Lernziel des DaF-Unterrichts ist die Fähigkeit zur Kommunikation in der deutschen Sprache“ (Storch 1999:15). Der Kommunikations-kontext beinhaltet außer den bereits erwähnten Faktoren Kommunikationspartner und Kommunika-tionssituation auch den Kommunikationsgegenstand, die kommunikative Intension und das Medium (Storch 1999:17). Doch diese Faktoren genügen nicht, wenn eine Kommunikation gelingen soll. Die Autoren Huneke/Steinig sind der Auffassung, dass das Sprechen nicht einfach ist und scheitern kann. Beweis dafür ist „die Not, in mancher Situation, den passenden Ausdruck, die passende For-mulierung zu finden … wie Versprecher oder andere kleine Fehlleistungen“ (Huneke/Steinig 2000:116). Ferner müssen Sprechangst und Angst vor dem Scheitern, sowie das sich Genieren der Schüler mitberücksichtigt werden. Außerdem gibt es Regeln und Prinzipien, an die man sich halten sollte, wenn man ein Scheitern des Kommunikationsvorganges verhindern will. Theisen zählt vier solche Kommunikationsprinzipien auf: Kürze, Wahrheit, Wichtigkeit und Verständlichkeit (Theisen 2000:106).

Eine alte deutsche Volksweisheit sagt: „In der Kürze liegt die Würze“. Mag sein, doch ist diese Volksweisheit wirklich in allen Kommunikationskontexten anwendbar? Sicherlich nicht. Denn wenn man z.B. seinen Enkelkindern vor dem Schlafengehen ein Märchen erzählt, dann steht man vor fol-gendem Problem: Ist die Erzählung zu kurz, verlangt das Kind entweder eine Wiederholung des Märchens oder das Erzählen eines weiteren Märchens. Ist die Erzählung zu lang, erreicht man entweder das rasche Einschlafen des Kindes oder aber sein völliges Desinteresse, das durch die Aufforderung ausgedrückt wird, schneller zu lesen. Also nicht zu unrecht wird der Begriff „Ange-messenheit“ (Theisen 2000:110) gebraucht. Was bedeutet, dass der Sprecher die Erwartung des Hö-rers mitberücksichtigen muss. Zusammenfassend ließe sich sagen, dass sich der Hörer fragen sollte, warum wohl der Sprecher zu kurz oder eventuell zu lang gesprochen hat, und der Sprecher sollte sich immer vor Augen führen, ob der Hörer ihm folgen kann. (Theisen 2000:114)

Das Wahrheitsprinzip erscheint manchmal als völlig unwichtig, wie z.B. bei einer Märchenerzählung, denn unserem kleinen Enkelkind im Alter von zwei Jahren ist es egal, ob es wahr ist, dass der böse Wolf das Rotkäppchen verschlungen hat oder nicht. Ihm geht es hauptsächlich darum, dass das Rotkäppchen verschlungen wurde, und dass dann die Oma und das Rotkäppchen vom guten Jäger gerettet werden. Anders hingegen ist das Wahrheitsprinzip bei Nachrichten zu bewerten. Als Hörer geht man davon aus, dass der Nachrichtensprecher die Wahrheit spricht, dass die Nachricht „wahr“ ist. Nach Theisen sollten die Hörer einerseits davon ausgehen, „dass das, was der Sprecher sagt, seiner Meinung nach der Wahrheit entspricht“ und andererseits sich darüber im Klaren sein, „dass er sich täuschen kann, dass seine Äußerung von einer bestimmten Perspektive geschieht.“ (Theisen 2000:122). Der Sprecher soll dem Hörer verdeutlichen, warum und in welcher Hinsicht das, was er sagt, für wahr hält. (Theisen 2000:113).

Subjektivität charakterisiert das Wichtigkeitsprinzip. Die Wiedergabe einer Information erfolgt, da man überzeugt ist, dass sie wichtig ist, und zwar nicht nur für den Sprecher, sondern auch für den Hörer. Und da steht man nun vor der Frage, was wichtig für wen ist. Wichtigkeit ist beispielsweise geschlechtsbedingt. Wenn z.B. Errika ihrer Freundinn mitteilt, dass bereits die neue Collagen-Gesichtscreme von L’Oreal auf den Markt gekommen ist, dann wäre diese Mitteilung für einen Mann nicht nur unwichtig sondern gar interesselos. Wichtigkeit spielt beispielsweise bei den Nach-richten eine Rolle. Aber auch hier gibt es Unterschiede bei den verschiedenen Medien. Theisen er-stellt auch bei diesem Kommunikationsprinzip eine simple Regel, nach der der Hörer akzeptieren soll, dass der Inhalt der Aussage für den Sprecher wichtig ist, und der Sprecher dem Hörer ermögli-chen sollte, die Information als wichtig anzusehen. (Theisen 2000:128)

Bevor man aber vor die Aufgabe gestellt wird, eine Information in puncto Kürze, Wahrheit und Wichitgkeit zu beurteilen, muss man sie zuerst verstanden haben. Deswegen ist die Verständlichkeit das wichtigste unter den Kommunikationsprinzipien, welches sogleich detaillierter beschrieben wird. Ein Sprecher muss sich also Mühe geben, sich verständlich auszudrücken, denn beim mündlichen Ausdruck besteht leider nicht die Möglichkeit, wie beim Schreiben, „alles so zu ordnen, dass es ver-ständlich wird“ (Theisen 2000:129)

 

  1. Prinzip der Verständlichkeit

Oft steht man vor der Qual der Wahl, welche Wörter, Ausdrücke, Formen und Strukturen man be-nutzen soll, um sich in einem gegebenen Rahmen einer konkreten Kommunikationssituation auszu-drücken. Denn man soll ja schließlich verstanden werden, wenn man spricht. Oft stockt man beim Sprechen, weil einem der passende Ausdruck fehlt oder weil man sich nicht sicher ist, ob die beab-sichtigte grammatische Struktur richtig ist. Das kann zu Störungen des Kommunikationskanals füh-ren und den Gesprächspartner entmutigen und zu einem Desinteresse führen.

Nach Ansicht von Theisen spielen bei der Verständlichkeit im mündlichen Ausdruck die Faktoren Lautstärke, Artikulation, Betonung, Lexik, Syntax, Inhalt und Kontext und Situation eine wichtige Rolle. Diese Faktoren werden anhand der Stellungnahme einer Schülerin im weiteren ausführlicher beschrieben. Die Schülerin bereitet sich auf die Mittelstufenprüfung vor, ist berufstätig, und war bereit, sich im Rahmen der Vorbereitung des mündlichen Prüfungsteils zu einem Bild zu äußern. Es wurde bezweckt, die Kommunikationssituation prüfungsgerecht zu gestalten.

 

3.1. Lautstärke

Die Lautstärke ist ein wesentlicher Faktor beim Sprechen, denn oft werden mit der Lautstärke die Intensionen des Sprechers deutlich. Beim Streitgespräch z.B. wird die Lautstärke bewusst oder un-bewusst erhöht, was dem Gsprächs- bzw. Streitpartner eine angreifende Haltung symbolisieren soll. Bei verschiedenen Gesprächsanlässen wird unterschiedliches Lautstärkevolumen eingesetzt. Je nachdem, ob man seinem Gesprächspartner gegenüber selbstbewusst auftreten will, oder einen Freund tröstet, muss vom Sprecher die angebrachte Lautstärke gewählt werden, um nicht missver-standen zu werden. Selbst das Flüstern spielt bei einigen Gesprächsanlässen eine große Rolle. Na-türlich wird in unserer Gesellschaft angenommen, dass das Flüstern dann angewandt wird, wenn man etwas zu verbergen hat, wenn man etwas mitteilen möchte, das nur unser Gesprächspartner hören darf. Doch gerade was das Flüstern angeht, betrachtet es Theisen für sehr wichtig, denn „wer verständlich flüstern kann, weiß genau zu artikulieren“ (Theisen 2000:130). Er geht sogar darüber hinaus, wenn er behauptet, dass das Flüstern in den Fremdsprachenunterricht eingebaut werden sollte.

Die Schülerin äußerte sich während der ganzen Stellungnahme in der angebrachten Lautstärke. Es gab keine Höhen und Tiefen, was daruf zurückzuführen ist, dass sie sich in ihrem Ausdruck sicher war. Selbst da, wo sie nicht das korrekte Wort zu wissen schien und danach suchte, minderte sie nicht ihre Lautstärke, was bei schwachen und unsicheren Schülern zu hören ist.

 

3.2. Artikulation

Man sagt oft, dass eine lebendige Sprache, die gesprochene Sprache ist. Akzeptabel ist das natürlich für das Latein. Römer gibt es schon lange nicht mehr und die Bewohner der italischen Halbinsel sprechen heute nicht Latein, sondern Italienisch. Das würde dann für die Sprache „Deutsch“ bedeu-ten, dass man sich auf eine sprachliche Minderheit im Raume Hannover-Braunschweig beziehen würde. Denn nirgendwo sonst im deutschsprachigen Raum wird „Deutsch“ gesprochen, sondern eher schwäbisch, bayrisch, alemannisch, kölsch, berlinerisch usw. Dieses Dialektdeutsch, also das gesprochene Deutsch, ähnelt der englischen oder französischen Sprache darin, dass es anders ge-schrieben und anders gesprochen wird. Einheitlich für den deutschsprachigen Raum scheint jedoch die Schriftsprache zu sein, obwohl Ausnahmen immer anzutreffen sind, und gerade diese Schrift-sprache wird im In- und Ausland als offizielles Deutsch gelehrt. In diesem Kontext kann behauptet werden, dass im Großen und Ganzen, Deutsch so gesprochen wird, wie es geschrieben wird. Die Unterschiede zwischen geschriebener und gesprochener Sprache sind klein, doch „die relativ kleinen Unterschiede zwischen geschriebener und gesprochener Sprache, die es im Deutschen gibt, müssen sehr genau bedacht und geübt werden“ (Theisen 2000:132)

Die Artikulation unserer Schülerin ist sehr gut. Sie versucht, sich generell so «deutsch» wie möglich auszudrücken. Obwohl sie nicht die Möglichkeit hat, Deutsch außerhalb des Unrterrichts zu hören, bemüht sie sich extrem, sich vorsichtig auszudrücken. Dabei hilft ihr die Wahl einer langsamen Sprechgeschwindigkeit.

 

3.3. Betonung

Die Betonung beim Sprechen ist im Deutschen von äußerster Wichitgkeit. Denn es gibt im Deut-schen keine Betonungszeichen, wie z.B. in der griechischen Sprache. Es ist bekannt, dass es im Deutschen, Wörter gibt, die bei verschiedener Betonung eine ganz andere Bedeutung haben. Es sei erlaubt, an dieser Stelle am Beispiel des Verbes «umfahren» die Bedeutung der Betonung beim Sprechen hervorzuheben: Sicherlich ist es etwas ganz anderes wenn Herr Meier zuerst ein Hinderniss umfährt und daraufhin die Laterne umfährt. Theisen erwähnt, dass „die Bedeutungsintensivierung durch richtige Betonung eine kaum zu unterschätzende Rolle spielt, wenn man sich verständlich aus-drücken will, das heißt, dass der andere nicht nur hört, was man sagt, sondern auch versteht, was man meint“ (Theisen 2000:133). Huneke/Steinig bemerken hierbei, dass „eine normabweichende Aussprache zu Verstehensproblemen oder gar Kommunikationsbrüchen führt“ (Huneke/Steinig 2000:123)

Auch bei der Betonung hatte unsere Schülerin keine großen Schwierigkeiten, obwohl ihr schon ei-nige kleine Fehler unterlaufen sind. Sie betonte z.B. die Konjunktion „dass“ falsch, so dass aus der Konjunktion einfach ein Artikel wurde: „Was sicher ist, ist das die jungen Leute von heute…“ Das Verb „darstellen“ betonte sie auf dem Verbstamm und nicht auf dem Präfix, also darstéllen statt dem richtigen dárstellen, was eine «typisch» griechische Aussprache des Deutschen indiziert. Das Gleiche geschah mit dem Wort „Arbeitnehmer“: Statt das „A“, betonte sie das „e“: „Arbeitnéhmer“.

 

3.4. Lexik

Es ist sicher einleuchtend, dass man je nach Sprachebene einen bestimmten Wortschatz beherrschen muss, um im Rahmen dieser konkreten Sprachebene zu kommunizieren. Je höher das Sprachniveau, desto größer der Umfang des Wortschatzes. Falls diese Gleichung nicht „aufgeht“, entstehen Kom-munikationsschwierigkeiten. Dass aber das Thema „Wortschatz“ nicht so einfach abzuhandeln ist, veranschualicht Storch, denn er gibt zwei Dimensionen des Wortschatzes an. Er unterscheidet zwischen „Inhaltswörter“ und „Funktionswörter“ und erklärt: „Die Wörter einer Sprache (sprachliche Zeichen) haben eine Form-/Ausdrucksseite d.h. ihre akustische bzw. orthographische Gestalt und eine Inhaltsseite, ihre Bedeutung.“ (Storch 2001:55). Ferner sollte hier erwähnt werden, dass beim Fremdsprachenunterricht die Inhaltsseite der Wörter in der einen Sprache größer ist, als in der anderen: Das englische Wort „space“ kann im Deutschen sowohl als „Raum“, wie auch als „All“ deffiniert werden. Ein weiterer Aspekt des Wortschatzeinsatzes beim mündlichen Ausdruck wird von Huneke/Steinig gegeben: „In manchen Fällen finden wir zu einem gedanklichen Konzept kein passendes Wort, auch wenn es uns ‘auf der Zunge liegt’“ (Huneke/Steinig 2000:133).

Unsere Schülerin hatte auch Probleme in manchen Fällen das passende Wort zu finden wie z.B. am Anfang ihrer Beschreibung, wo sie statt des erwarteten Wortes „Demonstration“ das Wort „Bewe-gung“ gebrauchte. Ihr ist auch das englische Wort „building“ ausgerutscht, was sie aber sogleich mit dem richtigen „Gebäude“ verbesserte und sich sogar entschuldigte.

 

3.5. Syntax

Wenn man spricht, achtet man vorerst auf das „Erreichen des kommunikativen Ziels“ (Storch 1999:215), d.h. dass der Kommunikationsempfänger so viel wie möglich vom beabsichtigten sprachlichen Inhalt des Senders empfängt. Dass aber bei der gesprochenen Sprache Regeln und Normen der geschriebenen Sprache nicht beachtet werden, ist offensichtlich. Man braucht sich nur eine Talk-Show im deutschen Fernsehen anzusehen, um mit eklatanten Verstößen der Grammatik und Syntax konfrontiert zu werden. Im täglichen Sprachgebrauch der Deutschen ist ein häufig an-gewandter Fehler der falsche Gebrauch der Konjunktion „weil“ im Verhältnis zur Wortstellung des Verbes im Satz. Statt dass das Verb ans Satzende kommt, wird es an Position zwei gestellt, häufig nach einer kurzen Sprechpause. Als Lehrer im Fremdsprachenunterricht, ist man jedoch gezwungen, diesen Fehler zu korrigieren, oder dem Schüler den „Tipp“ zu geben, statt der Konkunktion „weil“ die Konjunktion „denn“ zu gebrauchen.

Theisen schlägt vor, schon in der Anfängerebene nicht nur die simple SPO-Form einzuüben, sondern solche karge, wohl aber syntaktisch richtige Sätze mit anderen Satzelementen anzureichern, wie z.B. mit Angaben, „da Eintönigkeit die Verständlichkeit nicht gerade fördert“ (Theisen 2000:137)

Die Regeln der Syntax wurden von unserer Schülerin nicht eingehalten. Bis zu einem Punkt ist das verständlich, denn sie stand unter enormem Stress, da sie in das Mikrophon sprechen musste. Vor allem aufgefallen sind syntaktische Fehler in der Wortstellung der Verben im Nebensatz und im Zu-sammenhang mit Modalverben, wobei der Infinitiv nicht an das Ende des Satzes gesetzt wurde:

  1. a) „…sind Studenten und sie möchten darstellen, welche ihre Meinung…“
  2. b) „…außerdem sehe ich fremde Sprachen und können wir sagen …“
  3. c) „…eien solche Bewegung teilnehmen, weil ich möchte …“

 

3.6. Inhalt

Der Inhalt als wichtiger Bestandteil der Verständlichkeit ist nicht zu unterschätzen. „Eine der wich-tigsten Voraussetzungen für eine verständliche Aussage ist, dass man sich auf das vermutliche Vorwissen des Hörers einstellt“ (Theisen 2000:138). Wie wichtig das ist, lässt sich an einem einfa-chen Beispiel veranschaulichen: Wenn der junge, frischgebakenne Wirtschaftswissenschaftler sich mit seinem 70jährigen Großvater über den Aufschwungsspielraum der deutschen Wirtschaft nach dem terroristischen Anschlag des elften September auf den World Trade Center im Rahmen der Globalisierung einerseits und den Beschränkungen der Internationalen Handelsorganisation ande-rerseits unterhält, wird er wohl die geringste aller Möglichkeiten haben, verstanden zu werden, auch wenn er sich noch so laut genug, klar und deutlich, mit der richtigen Intonation und grammatisch und syntaktisch richtig gewählt ausdrückt.

Das Thema der Bildbeschreibung ist eine Demonstration im Rahmen des Arbeitskampfes. Deutlich erkennbar auf dem Bild sind Plakate mit dem Zeichen der IG-Metall. Doch leider hat unsere Schü-lerin das  Thema verfehlt, da sie nicht erkannt hat, dass es eine Demonstration von Arbeitnehmern war, die dadurch eine Verbesserung ihrer Löhne, Sozialleistungen und Arbeitsbedingungen forder-ten. Dass unsere Schülerin in diesem Punkt gescheitert ist, liegt daran, dass sie ungenügende lan-deskundliche Hintergrundinformationen über Land und Leute hat, deren Sprache sie lernt.

 

3.7. Kontext und Situation

Der Sprecher muss sich sowohl des Kontextes als auch der Situation bewusst sein, wenn er spricht, denn beide Faktoren bestimmen „wie“ man spricht. Storch definiert hierbei, dass „beim Sprechen die Kommunikatiospartner einen gemeinsamen Kommunikationsrahmen (Situation, Vorwissen …) teilen. Gesprochene Sprache setzt diesen kommunikativen Rahmen voraus und verweist zugleich darauf” (Storch 1999:214). Das scheint völlig einleuchtend zu sein, zumal man z.B. bei der mündli-chen Prüfung zum Erwerb eines Sprachdiploms sowohl als Sprecher, als auch als Hörer sich des Kontextes und der Situation absolut bewusst ist, und sich sprachlich danach richtet. Dass dabei auch verschiedene gesellschaftliche Verhaltensnormen einerseits angewandt, andererseits aber auch erwartet werden offenbart, wie signifikant Kontext und Situation sind: Wenn ein jugendlicher Prüf-ling sich an seinen Prüfer mit der Aussage „Also los Alter, schieß los“ richtet, erreicht er damit das bewusste oder unbewusste Auftreten eines Abneigungsgefühls beim Prüfer, was schließlich auf Kosten des Prüflings geht: Im Zweifellsfall wird er höchstwahrscheinlich durchfallen!

Unsere Schülerin war sich des Kontextes und der Situation völlig bewusst, denn ihr wurde von An-fang an detailliert dargestellt, worum es sich bei dieser Aufnahme handelt. Das heißt, dass die Schülerin wusste, dass sie sich nicht nur auf die mündlichen Prüfungen vorbereitet, also dass sie ganz einfach mit ihrem Lehrenden übt, sondern ihr schon klar war, zu welchem Zweck ihre Aussa-gen gebraucht würden, was enormen Stress erzeugte. Sie selbst wollte so gut wie möglich „gut“ sein, so dass sie selbst den Erwartungshorizont anhob. Gerade diese Einstellung der Schülerin hatte genau das Gegenteil zur Folge: grammatische und syntaktische Fehler sowohl Sprechpausen, die sie „normalerweise“ im Unterricht nicht macht.

 

  1. Zusammenfassung

In dieser Arbeit wurden die Kommunikationsprinzipien beschrieben und man ging besonders auf das Verständlichkeitsprinzip ein. Dass es das wichtigste Prinzip ist, ist einleuchtend, wenn man be-denkt, dass es z.B. in Deutschland Millionen Ausländer gibt, die dort leben und arbeiten und mit ihren deutschen Mitbürgern „kommunizieren“ müssen. Dass diese Kommunikation nicht nach allen Prinzipien stattfindet, die hier aufgeführt wurden, ist verständlich. Sonst müssten diese Leute ver-hungern oder verdursten. Wenn der Beamte der Deutschen Bahn AG am Fahrkartenschalter, nur die Fahrgäste bedienen würde, die in ihrem mündlichen Ausdruck alle Kommunikationsprinzipien in der jeweiligen „Angemessenheit“ der konkreten Kommunikationssituation bedienen würde, könnte der türkische Arbeitnehmer Ali höchstwahrscheinlich nicht zur Arbeit fahren, wenn er seine Mo-natskarte nach dem sprachlichen Muster: „Alo, Kollea, eine Karte diese Monat Untere türkheimene“ statt des „richtigen“: „Guten Morgen! Eine Monatskarte nach Untertürkheim bitte!“ verlangen würde. Ganz abgesehen davon, dass die Deutsche Bahn AG sehr schnell „dicht“ machen würde, wenn sie nur Passagieren eine Fahrkarte ausstellen ließe, die sich „korrekt“ ausdrücken würden. Ich nehme an, dass  der Ausdruck „dicht“ hier richtig verstanden, und nicht mit seiner lexikalischen Bedeutung „undurchlässig“ interpretiert wird, denn sonst wird der ganze Satz unverständlich.

Man geht davon aus, dass Kommunikation auch aus sehr einfachen Komponenten besteht, durch Mimik und Gestik unterstützt werden kann, oder besser gesagt werden soll? Eine Kommunikation zwischen Italienern ist ohne körperliche „Mitsprache“ kaum vorstellbar, was aber für nordische Völker durchaus die Regel ist. Das Hauptziel bei jeglicher Kommunikation ist verstanden zu wer-den. Damit dieses Ziel erreicht wird, gibt es sehr viele Mittel, denen man sich bedienen kann, wie oben erwähnt wurde.

 

 

  1. Literaturverzeichnis

Henrici Gert und Riemer Claudia (Hrsg.) mit Arbeitsgruppe Bielefeld – Jena (1996):Perspektiven Deutsch als Fremdsprache Band 2. Einführung in die Didaktik des Unterrichts. Deutsch als Fremdsprache mit Videobeispielen Band I. Hohengehren: Schneider

Heyd Gertraude, (1991): Deutsch lehren: Grundwissen für den Unterricht in Deutsch als Fremdsprache. Frankfurt: Diesterweg

Storch Günther, (2001): Deutsch als Fremdsprache. Eine Didaktik. Theoretische     Grundlagen und praktische Unterrichtsgestaltung. Stuttgart: Fink.

Theisen Joachim, (2000a): Sprachliche Fertigkeiten in der mündlichen Kommunikation.   Hörver-stehen. Band A. Patra: EAP

Theisen Joachim, (2000b): Sprachliche Fertigkeiten in der mündlichen Kommunikation.   Hörver-stehen. Band B. Patra: EAP

Weigmann Jürgen, (1998): Unterrichtsmodelle für Deutsch als Fremdsprache. Ismaning: Hueber

 

Diese Arbeit wurde im April 2003 verfasst und bei Prof. Dr. Daffa im Rahmen des Postgraduiertenstudiums des EAP Universität Patras eingereicht.

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